Schauplatz des praktischen Übungsteils am Samstag war ein Bauernhof in der Gemeinde Wiernsheim im Enzkreis
Tierärzte aus dem zuständigen Ministerium ländlicher Raum und Verbraucherschutz erarbeiteten das landesweit angenommene Szenario, Dies hätte fatale Folgen für die Viehwirtschaft in Baden-Württemberg. Die angenommene Einschleppung und Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche ist nach Auffassung der Experten in Deutschland groß und real vorhanden. Zuletzt wütete diese durch Viren hervorgerufene, hoch ansteckende Tierseuche 2001 in Großbritannien und verursachte dort Milliardenschäden. Oberstes Ziel der Seuchenbekämpfer ist es, die Verbreitung der Tierkrankheit durch schnelle, strenge und konsequente Bekämpfungsmaßnahmen zu verhindern. Dies schließt auch die Tötung der betroffenen Tierbestände ein.
In einer zweitägigen landesweiten Stabsrahmenübung bekämpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 22 Stadt- und Landkreisen, 4 Regierungspräsidien und 2 Ministerien die virtuell ausgebrochene Seuche. Die Veterinäre und Experten aus anderen Bereichen der Verwaltung in Rathäusern und Landratsämtern trainierten die Einrichtung von Krisenzentren und die Anordnung von Bekämpfungsmaßnahmen im Tierseuchenfall. Sperrzonen um die betroffenen Bauernhöfe wurden eingerichtet, in denen keine Tiertransporte mehr stattfinden dürfen und die Abnahme von Blutproben bei den betroffenen Tieren musste organisiert werden..
Besonders aufwändig ist die Reinigung und Desinfektion von Personen und Fahrzeugen, die auf den Verdachts- oder Ausbruchsbetrieb kommen und gehen müssen. Diesen speziellen Teil der Bekämpfungsmaßnahmen erprobten die Veterinäre auf einem Aussiedlerhof in der Gemeinde Wiernsheim im Enzkreis nicht nur in der Theorie als Stabsrahmenübung, sondern auch praktisch in einer Fachdienstübung. Helferinnen und Helfer der THW-Ortsverbände Niefern-Öschelbronn, Mühlacker, Neuenbürg und Pforzheim errichteten in enger Zusammenarbeit mit den Freiwilligen Feuerwehren aus Wiernsheim, Niefern und Illingen eine Desinfektionsschleuse, um Personen und LKW der Tierkörperbeseitigungsanstalt zu desinfizieren. Helferinnen und Helfer des DRK versorgten die über 100 Einsatzkräfte, die trotz Dauerregen motiviert an die Arbeit gingen.
Während sich die Gefahrgutexperten der Feuerwehr um den Aufbau der Personenschleuse kümmerten, die benötigten Wassermengen bereitstellten und ein Durchfahrtsbecken für die Desinfektion herstellten, bauten THW-Helfer mit Hilfe des Einsatzgerüstsystems die Schleuse für LKWs auf. So war es möglich, auch die oberen Flächen des LKWs zu desinfizieren. Koordiniert und geführt wurden die Einsatzkräfte durch den Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr. Er wurde durch einen Führungstrupp des THW unterstützt, der aus dem Führungs- und Lageanhänger der Fachgruppe Führung und Kommunikation agierte.
Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutzes verhinderten gemeinsam die Verbreitung der Viren, während die Tierärzte im Stall mit der Blutentnahme bei 70 Milchkühen für die gesicherte Diagnose der hoch ansteckenden Tierkrankheit sorgten.
Die interessante Übung machte deutlich, welch hoher personelle, organisatorische und materielle Aufwand notwendig ist, um die vielfältigen Aufgaben bei der Tierseuchenbekämpfung fachgerecht erfüllen zu können. Dies gelingt nur gemeinsam. Durch das hervorragende Zusammenspiel aller beteiligter Helferinnen und Helfer und das Zusammenführen unterschiedlicher Ausstattung der beteiligten Organisationen konnte das gemeinsame Übungsziel erreicht werden. Davon überzeugten sich vor Ort Karl-Heinz Zeller, im Landratsamt Enzkreis zuständiger Dezernent für Umwelt, Landwirtschaft und Forst, der Leiter des Veterinäramtes, Dr. Ulrich Dura, Kreisbrandmeister Christian Spielvogel und zahlreiche fachkundige Besucher.
Fotos: Steffen Bandle, OV Mühlacker